Steven M. Johnson, ein an Originalität kaum zu übertreffender Zeichner und brillanter Erfinder, hat abgesehen von einem Zeichenkurs an der Yale University bei Josef Albers, nie ein formales Kunststudium absolviert hat. Mit der gleichen Präzision, mit der er als Künstler den Strich führt, schaut er als Erfinder auf die Probleme der westlichen, vom Konsum übersättigten Gesellschaft. Seine Erfindungen sind Produkte oder Maschinen, die dem Menschen das Leben in einem hoch getakteten Alltag einfacher machen sollen. Sie sind oft humorvoll, manchmal absurd, immer positiv und nie zynisch. Dennoch schwingt in vielen seiner Bilder eine aus der Gewissheit resultierende Traurigkeit mit, dass die vermeintliche Problemlösung nur das Symptom, aber nie die Wurzel der Krankheit behandelt, an der unsere Gesellschaft leidet.
Für die Ausstellung hat er seine immer wiederkehrende Produktidee des Pullmans aufgegriffen und um diverse Varianten erweitert. Der Pullman ist eine ziehbare, sarkophag-ähnliche Ein-Personen-Kapsel, die dem prekär Erwerbstätigen eine kleine, aber sichere Behausung bieten soll. In Zeiten eines entkoppelten Wohnungsmarktes ist der Pullman das kleinste Extrem eines Tiny-Houses, die Minimalversion eines privaten Wohnraumes. Nicht ohne Widerspruch kommt uns der von Le Corbusier geprägte Begriff „Wohnmaschine“ in den Sinn, als eine Wohnung, die äußerste Raumökonomie, Funktionalität und Ortsunabhängigkeit vereint. Doch anstatt dass wir als Gemeinschaft auf dem Sonnendeck eines großen Schiffes stehen, treibt jeder für sich alleine in Steven M. Johnsons Pullman als letzte Rettungskapsel auf dem großen Meer der Unwägbarkeiten.