Yvan Guillo aka Samplerman ist einer der spannendsten, zeitgenössischen französischen Zeichner. Er arbeitet in den Archiven des Comic und fördert präzise, von der Last des Kontextes befreite Zeichenfragmente zu Tage. Diese montiert und arrangiert er fast mathematisch zu neuen, aufregenden Bildkompositionen, die keiner klassischen Narration mehr folgen, denen sozusagen nur noch das Echo einer ursprünglichen Erzählung innewohnt. Diese zu entschlüsseln überlassen wir den Archäologen – oder einer höheren künstlichen Intelligenz und genießen die verrückten Bildwelten dieses zeichnenden Teilchenbeschleunigers.
Für die Ausstellung tritt Yvan Guillo aka Samplerman in die Fußstapfen von Garri Kasparow, der sich als erster Mensch dem von IBM entwickelten Schachcomputer Deep Blue geschlagen geben musste, und misst sich als Künstler mit einer algorithmischen Bildersample-Maschine. Die Maschine greift digital auf seine Fragmentbibliothek zu und arrangiert strengen Algorithmen folgend immer neue Kompositionen. Der Betrachterin oder dem Betrachter bleibt zwar über Schieberegler die vermeintliche Möglichkeit einer Steuerung, doch der eingebaute Computerwille sabotiert sie beständig. Welches Bild überzeugt am Ende: Das originäre des Künstlers oder das maschinengenerierte, randomisierte Ergebnis eines Algorithmus?