
Katharina Gschwendtners fantastische Installation „I (Odys)see the glow“ lässt die Betrachterin und den Betrachter durch das Auge Polyphems, dem Zyklopen aus der griechischen Mythologie, in die Bildfläche eintauchen und sich mit Hilfe schwimmender Gesten durch eine virtuelle Traumwelt navigieren. Dabei folgt die Bildersequenz keiner linearen Narration, sondern gibt einem die Freiheit sich nach Belieben in der Bildfläche auf eine eigene Odyssee zu begeben. Der Bildträger, das Papier, stellt hierbei keine Grenze mehr dar, vielmehr ermöglicht der digitale Raum ein Eindringen in die Tiefe des Details, in dem sich immer neue Welten offenbaren. Sie selbst schreibt über ihre Arbeit: „Ich bin Zeichnerin im Tagebau. Der gigantische unterirdische See wird nur angekratzt, schon pulsieren die tiefschwarzen Linien an die Oberfläche. Sie strömen wie Lakritzschlangen in alle Richtungen und ich staune über ihre Kraft und Schönheit.“ Katharina Gschwendtners Figuren sind Schimären, die aus einem verspielt-bunten, mal zuckersüßen, mal grotesk überzeichneten, jahrmarkthaften Paralleluniversum entspringen zu scheinen. Können wir durch Eintauchen zur Bilderquelle vordringen und ihren Ursprung ergründen? Was finden wir, wenn wir ins Auge des Zyklopen blicken? Antworten vergeblich, doch hoffentlich zumindest den Blick eines Freundes.