
Léo Quievreux ist ein Pionier der französischen Comic-Avantgarde und ein Meister des stillen Bildes. Seine oft text- und tonlosen Panels wirken wie eingefrorene Momentaufnahmen eines konzentrierten Blicks nach Innen. Der architektonisch geprägte Ort ebenso wie die abstrakte Landschaft sind wiederkehrende Elemente seiner Bilderzählungen. Seine harten, schwarz-weißen Tuschezeichnungen lassen eine assoziative Nähe zu Masereels Arbeiten spüren, doch forscht Léo Quievreux mit seiner Arbeit nicht wie Masereel in sozialen Verwerfungen, sondern folgt ihnen ins Unterbewusstsein. Mit klarem Strich bringt er uns an Orte, die einerseits vertraut, andererseits albtraumhaft verzerrt wirken. In seinem kürzlich auf englisch übersetzten Buch „The immersion program“, das bewusst mit Stilmitteln der Science-Fiction arbeitet, wird das Unterbewusste zur Kampfzone. In einer nahen Zukunft geht der Prototyp einer angsteinflößenden, neuartigen Waffe verloren, die Erinnerungen erntet und dadurch das Unbewusste sichtbar macht. Während die Realität sich langsam auflöst und die Erinnerung nicht länger eine Zufluchtsmöglichkeit ist, macht sich Paranoia breit. Zusammen mit Yvan Guillo zeigt er zudem ein mathematisches Schema der Bilderzeugung und -manipulation als große Wandinstallation.